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Giuseppe Verdi - Macbeth
Melodramma in vier Akten



Inhaltsangabe:


Ganz klar, Macbeth ist Verdis düsterste Oper überhaupt.
Es wird gemordet, dem Wahnsinn verfallen und gefeiert.
Dazwischen die düsteren Prophezeiungen von Hexenwesen und die
Blutspur einer Macht-gierigen Frau.


Das ganze Werk ist durchzogen von einer dunklen, morbiden Untergangstimmung, die vor allem Verdis Bemühen zu verdanken ist, Shakespeares dramatischer Vorlage gerecht zu werden. In der Partitur bedeutet das: Neue, für 1847 durchaus ungewöhnliche, Kniffe. Gewagte Harmoniewendungen, die Entdeckung neuer Klangfarben und der Umgang mit den Tonarten an sich. Das Establishment damals rügte das Werk daher auch als Mißbrauch der Molltonarten, so verwegen komponierte Verdi drauf los.
Das Publikum zeigte sich daher nach der Uraufführung auch ziemlich pikiert:
Wo ist die sonst übliche große Tenor-Partie? Und überhaupt, wieso gibt es keine Liebesszene? Una Opera senz‘ amore!  Enttäuschend.


Wer sich aber damit abfindet, dass Verdis Macbeth nunmal ohne amouröse
Duette sein eigenes Grab schaufelt, wird dafür mit einem gewaltigen Musikdrama belohnt, das die Geschichte von Aufstieg und Fall eines Monarchen erzählt, von Schuld und Sühne und dem Verfall der Gesellschaft.
Apropos Gesellschaft: In der Oper begegnen wir dem klassischen Aufbau der damals um 1040 in Schottland herrschenden Elisabethanischen Ordnung.
An der Spitze steht ein König (Duncan), gefolgt von nahen Verwandten, die für eine Nachfolge in Frage kämen (unter anderem Macbeth). Flankierend treten noch schottische Adelige auf und einige Bedienstete am Hof. Bürgertum und das einfache Volk fehlen fast komplett (bis auf eine kurze Szene im letzten Akt).  Diese Gesellschaftspyramide ist essentiell für Shakespeares Drama, denn sie spiegelt die Vorstellung der Elisabethanischen Weltordnung („frame of order“). Jeder Mensch hat einen ihm von Gott (oder einer übernatürlichen Macht) zugewiesenen Platz. Dass Macbeth sich bemüht, diese Ordnung zu durchbrechen – immer auf Drängen seiner ehrgeizigen Ehefrau, Lady Macbeth – ist eines der großen Leitmotive der Oper, und im Grunde die Ursache, warum Macbeth untergehen muss.



1. Akt
    1. Szene (im Wald):

    Wir befinden uns wie gesagt im Schottland des 11. Jahrhunderts.
    Die Feldherren Macbeth und Banquo befinden sich auf dem Heimweg nach        
    einer siegreichen Schlacht im Auftrag ihres Königs. Da treffen sie in einem Wald
    auf eine Gruppe von Hexen, wilden naturverbundenen Weibern, die ehrfürchtig
    vor Macbeth im Staub kriechen und ihm ungefragt weissagen: Er werde
    zusätzlich zu seinem aktuellen Status auch zum „Than“ (Lehnsherr) von Cawdor
    ernannt und alsbald dann König werden. Der ihn begleitende Banquo aber
    werde Vater von Königen sein! Zum Verständnis: Der „Than“ war damals ein
    üblicher Titel, im Grunde sowas wie ein Stammeshäuptling und Vize-König. Er
    wird zu Lebzeiten des Königs berufen und rückt, sollte der König sterben, auf
    die Position des Monarchen nach. Ein Erbkönigtum gab es nicht.
    Die erste Prophezeiung tritt auch sofort in Kraft: Noch an Ort und Stelle
    begrüßen königliche Boten Macbeth als neuen Than von Cawdor. Beide
    Feldherren, Macbeth und Banquo, erschaudern bis ins Mark, das Publikum
    fröstelt es ebenfalls. Herrlich!


 
  2. Szene (auf Macbeths Burg):
    Lady Macbeth liest in einem Brief ihres Mannes von den Ereignissen und

    erfährt, dass König Duncan heute nacht auf ihrer Burg zu nächtigen gedenkt.        
    Blödes Timing, denn die machthungrige Lady überredet ihren Gatten, den König
    im Schlaf zu ermorden und die Tat seinen Wachen anzuhängen. Die    
    Prophezeiung erfüllt sich ja auch nicht von alleine, da darf man schon ein bisserl
    nachhelfen. Als der Mord entdeckt wird, geben sich Macbeth und seine Frau
    entsetzt und verfluchen den Täter, um sich bei den anwesenden adeligen
    einzuschmeicheln.

   

2. Akt
    1. Szene (auf Macbeths Burg):

    Macbeth ist König. Kann darüber aber nicht froh sein, denn der zweite Teil der
    Prophezeiung lässt ihn nicht los: Banquo wird einst Vater von Königen sein.
    Ergo bleibt zum Machterhalt nur eines zu tun – Banquo und sein Sohn müssen
    sterben. Wenn man schonmal angefangen hat, zu morden, kann man es ja auch
    gleich richtig machen. Aber der Anschlag - von bezahlten Mördern – mißlingt.
    Zwar wird Banquo getötet, aber sein Sohn Fleance kann entkommen.

 
  2. Szene (im Burg-Garten):
    Macbeth feiert mit seinem Gefolge ein Fest. Der König heuchelt Bedauern, dass
    Banquo fehlt. Da bringt ein Bote die Nachricht von Banquos Ermordung und
    Fleances Flucht – und Macbeths schlechtes Gewissen nimmt Gestalt an: ihm
    erscheint der Geist des toten Banquo. Als Macbeth mit diesem noch ein
    Zwiegespräch beginnt, muss die Lady – mitten in ihrem schmissigen Trinklied
    unterbrochen – intervenieren und ihn beruhigen. Die Gäste sind entsetzt und
    entfernen sich schaudernd.


3. Akt (eine finstere Höhle)
    Macbeth sucht die Hexen ein weiteres Mal auf, um sie nach seiner Zukunft zu
    befragen. Diese warnen ihn vor einem seiner Tahne, Macduff,
    Aber zur Beruhigung des Königs haben die wilden Weiber noch ein paar frohe
    Botschaften im Gepäck:
    - Kein Mensch könne ihn töten, der von einer Frau geboren wurde, und
    - Seine Herrschaft werde erst enden, wenn der Wald von Birnam gegen ihn
       vorrücke.
    Macbeth freut sich, denn das heißt ja, er könne nicht getötet werden, schließlich
    wird jeder Mensch von einer Frau geboren, und dass ein Wald angreift ist auch
    eher selten.
    Als er aber die Hexen noch nach Banquos Nachkommen fragt, zerreißt der
    Schleier zur Welt des Übernatürlichen und eine ganze Reihe von zukünftigen
    Königen erscheint Macbeth.
    Das kinderlose Ehepaar Macbeth fühlt sich um seine Zukunft betrogen und lässt
    kurzerhand nun auch noch Macduffs gesamte Familie ermorden, samt Kind und
    Kegel.



4. Akt
  
1. Szene (Ödnis, an der Grenze zwischen Schottland und England):
    Macduff ist entkommen und versammelt sich mit Truppen des Malcolm, dem
    Sohn des ermordeten König Duncan. Gemeinsam stellen die beiden ein Heer
    auf, um sich an Macbeth zu rächen. Malcolm befiehlt, dass jeder Soldat beim
    Angriff einen Ast aus dem Wald von Birnam als Tarnung vor sich her tragen soll.

    2. Szene (Machbeths Burg):
    Arzt und Kammerfrau beobachten nachts die Lady Macbeth, wie sie von ihrem
    schlechten Gewissen getrieben durch die Burg wandelt. Ihr Wahn nach Macht
    wandelt sich in Wahnsinn, im Irrsinn vor sich hin redend gesteht sie den
    entsetzten Lauschern ihre Missetaten und stirbt.
    Macbeth lässt der Tod seiner Frau eher kalt, dafür gerät er aber in schiere
    Panik, als ihm gemeldet wird, dass der Wald von Birnam gegen ihn vorrücke.
    Die Prophezeiung nimmt ihren Lauf!

   
3. Szene (eine Ebene zwischen Hügeln und Wäldern):
    Macbeth und Macduff stehen sich in der finalen Schlacht gegenüber. Der
    siegessichere Macbeth weist Macduff daraufhin, dass er so gut wie
    unverwundbar sei, denn immerhin könne ihn keiner töten, der von einer Frau
    geboren wurde. 
    Aber Macduff entgegnet, dass er nicht geboren wurde, sondern seiner Mutter
    aus dem Leib geschnitten wurde. Was für ein Horror!
    Macduff tötet Macbeth, die Krieger grüßen Malcolm, den neuen König.


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